Entspannt Gassi gehen ohne Leine 3. September 2019 Allgemein Erziehung Ratgeber

Es gibt doch nichts Schöneres als mit seinem Hund über die Felder zu streifen, den Hund beim Erkunden, Springen und Toben zuzusehen und die Natur zu genießen, oder? So zumindest die Vorstellung, denn in der Realität ist das Laufen ohne Leine gar nicht so friedlich und kann schnell mal in Stress für Hund und Mensch ausarten. Wir verraten euch, wie ihr dem entgegenwirken könnt und das Gassi gehen mit eurem Hund zur entspanntesten Zeit des Tages wird (egal ob mit oder ohne Leine).

Freilaufender Hund = Glücklicher Hund?

Tief in uns ist der Gedanke verankert, dass ein Hund nur dann glücklich und zufrieden ist, wenn er ausgelassen und wild durch die Gegend toben kann. Schließlich stammt der Hund vom Wolf ab und der läuft auch frei und wild durch die Wälder. Einen Hund andauernd mit einer Leine an sich zu ketten und ihn damit einzuschränken ist doch nicht artgerecht – oder? Genau dieser Gedanke, unsere negative Einstellung gegenüber der Leine, macht das Leinen-Thema für uns und unsere Hunde unnötig schwer. Grundsätzlich springt natürlich jeder Hund gerne über freie Felder, doch das Laufen an der Leine ist keinen Falls schlecht und der Hund auch nicht per se unglücklich wenn er an der Leine ist. Im Gegenteil, die Leine bedeutet für den Hund vor allem in brenzligen und unsicheren Situationen Sicherheit. Auch Hunde, die aufgrund ihres Jagdtriebes oder ihres aggressiven Verhaltens nicht ohne Leine laufen dürfen, werden so nicht nur selbst, sondern auch andere Hunde vor ihnen geschützt.

Um entspannt in den Spaziergang zu starten, sollte die Leine für den Hund mit etwas Positivem assoziiert werden und keine Bestrafung darstellen. Meist reicht die Leine als Zeichen für den Beginn des Spaziergangs schon als positive Assoziation, gerne darf aber auch mit dem Hund an der Leine getobt, geschmust und gespielt werden. Für Apportier- oder auch andere Spiele eignet sich am besten eine Schleppleine, die am Geschirr des Hundes befestigt wird. 

Die Basics für entspannte Spaziergänge ohne Leine

Besonders wichtig beim Freilauf sind natürlich die Kommandos (vor allem die Rückrufkommandos – außer du möchtest deinem Hund gerne über Stock und Stein hinterherhechten 😉 ). Grundsignale wie „Hier“ / „Komm“, „Sitz“ und „Platz“ sollten daher beherrscht werden bevor du deinen Hund von der Leine lässt. Am besten übst du diese zuerst an der kurzen und später an der Schleppleine und zwar so lange, bis sie dir und deinem Hund wieder aus den Ohren heraus kommen (und dann noch ein bisschen länger). Denn sitzen die Kommandos, kommen unangenehme Situationen mit Joggern, Fahrradfahrern, Eichhörnchen, anderen Hunden, Spaziergängern etc. gar nicht erst zu Stande.

Leider ist es mit den Grundkommandos beim Spazierengehen ohne Leine jedoch noch nicht getan. Zum einen sollte der Hund nicht einfach abgeleint werden und davonpreschen dürfen, sondern der Freilauf durch ein Kommando eingeleitet werden. Dafür lässt man den Hund absitzen, löst den Karabiner und lässt ihn dann mit dem persönlichen Kommando wie „Los“ oder „Lauf“ loslaufen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Freilaufzeit mit ein paar Übungen ohne Leine, wie dem Bei-Fuß-Laufen oder dem Kommandotraining zu beginnen. So konzentriert sich dein Hund von Anfang an auf dich. Außerdem sollte der Hund auch während des Spaziergangs beschäftigt werden. Wird dem Hund nämlich langweilig, so fällt der Hund schnell in sein natürliches (Jagd-)Verhalten zurück und beginnt zu stöbern, buddeln oder gar zu hetzen. Denn was für uns nun der Spaziergang ist, war für den Hund ursprünglich der Jagdgang. Um dem Jagdtrieb aus Langweile entgegenzuwirken, helfen Spiele und Übungen (wie die Spielzeugsuche oder das Apportieren) während des Spaziergangs.

Der Kontakt zwischen Mensch und Hund ist beim Laufen ohne Leine besonders wichtig.

Verbote achten und Rücksicht nehmen!

Doch Achtung! Auch wenn das Laufen ohne Leine sitzt, so ist dies nicht überall erlaubt. In einigen Bundesländern gilt sogar grundsätzlich eine strenge Leinenpflicht, deren Nichteinhaltung mit hohen Bußgeldern bestraft wird. Informationen zu der Leinen-Regelung in deinem Bundesland / deinem Bezirk erhältst du bei der Stadt. Besondere Maßnahmen gelten auch für Listenhunde, die immer an der Leine zu führen sind. Auch auf öffentliche Plätzen und an Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten (könnten), sowie im öffentliche Nahverkehr gilt Leinenpflicht. Selbst im Wald solltest du deinen Hund während der Jagdsaison (Saison je nach Bundesland; meist zwischen Juli) nicht unkontrolliert durchs Gebüsch jagen lassen, da Jagdschutzberechtigte auf wildernde Hunde schießen dürfen. Die gleiche Vorsicht gilt für die Brut-und Setzzeit (Anfang April bis Mitte Juli) auf Feldern und Wiesen.

Auch während des Spaziergangs gilt es auf Personen und andere Hundebesitzer Rücksicht zu nehmen. Kommt dir ein angeleinter Hund entgegen, solltest auch du deinen Hund an die Leine nehmen, da die Kommunikation des angeleinten Hundes durch die Leine eingeschränkt ist und so kein natürliches Aufeinandertreffen stattfinden kann. Auch Mensch und Hund im Training sollten durch deinen freilaufenden Hund nicht gestört oder abgelenkt werden. Triffst du auf einen anderen freilaufenden Hund hilft es, sich aus kurzer Distanz mit dem Besitzer abzusprechen und dann die Hunde erst aufeinander zulaufen zu lassen. Behalte hierbei immer die Körpersprache deines Hundes im Blick, so kannst du eingreifen falls es dennoch brenzlig werden sollte.

Grundsätzlich gilt: das Spazieren gehen ohne (und auch mit) Leine kann nur funktionieren, wenn Besitzer und Hund einander vertrauen und die Grundkommandos sitzen. Kombiniert man das Gehorsam mit viel Rücksicht gegenüber Mensch und Tier und informiert sich über die Vorschriften im eigenen Bezirk, dann steht einem entspannten Bilderbuchspaziergang nichts mehr im Weg.



Enea Di Gregorio
Über den Autor Enea Di Gregorio

Enea ist Literatur- und Hundenärrin und diese Kombination brachte sie auch zu uns. So schreibt sie für unser Magazin Artikel rund um den Hund und träumt dabei von einem eigenen Vierbeiner. Bis es aber so weit ist, teilt sie sich einfach weiterhin den Aussie-Rüden Amo mit ihrer Familie oder schmust mit den Redaktions-Hunden.

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