Zecken beim Hund Teil 1: Krankheiten und Symptome Gesundheit Ratgeber
Wenn die Außentemperaturen im Frühjahr wieder steigen und die ersten Gräser anfangen zu blühen, beginnt auch wieder die jährliche Zeckenzeit. Eine Zeit, in der man natürlich sowohl sich selbst, als auch seinen Hund versucht, bestmöglichst vor Zeckenbissen zu schützen. Laut einer Studie der veterinärmedizinischen Universität Wien hat ein Hund im Schnitt 7-8 Zecken jährlich.
Zecken brauchen eine Außentemperatur von 7-8°C, um aktiv zu werden. Daher spricht man in den Monaten, in denen es wärmer ist, auch gerne von der sogenannten „Zeckenzeit“. In Deutschland ist dies meist von ca. März-Oktober. In den südlichen, wärmeren Ländern kann auch ganzjährig „Zeckenzeit“ sein. Denn auch ein kurzer Wintereinbruch in den Frühlingsmonaten führt zwar zu einem kurzzeitigen Rückzug der Zecken, jedoch nicht zum Ende der Zeckenzeit.
Es gibt unzählige Ratgeber, Bücher und Online-Foren mit Tipps und Tricks zur Vorbeugung von Zeckenbissen bei Hunden. Das Thema “Zecken beim Hund” ist gerade online eines der meist Diskutiertesten und wird oft von einschlägigen Meinungsvertretern dominiert. Hierbei gehen die Meinungen dann jeweils sehr weit auseinander.
Gemeinsam mit Tierärztin Dr. med. vet. Miriam Ennouri des Unternehmens LILA LOVES IT, haben wir die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Zecken beim Hund“ zusammengefasst. So seid ihr mit euren Hunden bestens für die Zeckenzeit vorbereitet.
Fakten und Informationen rund um die Zecke
Zecken zählen zu den Spinnentieren und durchlaufen vier Entwicklungsstadien (Eier, Larve, Nymphe, Adulte). Als Larve, Nymphe und Adulte saugen die Zecken Blut und häuten sich danach. Die Adulte-Weibchen beginnen anschließend mit der Eiablage.
In Deutschland leben ca. 20 der weltweit rund 900 Zeckenarten. Hunde werden insbesondere von drei Arten der Schildzecken befallen: dem Holzbock (Ixodes ricinus), der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Seltener nutzen auch die Igelzecke (Ixodes hexagonus), die Fuchszecke (Ixodes canisuga) und die Schafzecke (Dermacentor marginatus) den Hund als Wirt. Die Schildzecken erhielten ihren Namen aufgrund ihres verstärkten Hautbereiches an der Brust. Von anderen Zeckenarten unterscheiden sie sich dadurch, dass sie in den einzelnen Entwicklungsstadien jeweils nur einmal an ihrem Wirt Blut saugen und sich anschließend häuten oder ihre Eier ablegen.
Zecken leben auf Wiesen, in Wäldern oder an Wegrändern, ebenso wie in Parks oder in Gärten. Während die sogenannten „Jäger“ aktiv auf der Suche nach einem Wirt sind, warten die „Lauerer“ auf Pflanzen, hohen Grashalmen oder Zweigen auf ihre nächsten Opfer. Da Zecken keine gute Sehleistung (oder gar keine Augen) besitzen und sie so ihre Wirte nicht sehen können, nutzen sie das hallersche Organ, ein Sinnesorgan an den Vorderbeinen. Dieses ermöglicht ihnen die Erkennung eines Wirten durch Ausdünstungen und einem veränderten CO2-Gehalt in der Luft durch dessen Atem. Haben Zecken einmal einen passenden Wirt aufgespürt, lassen sie sich auf diesen fallen und saugen sich an einer geeigneten Stelle fest. Bevorzugt werden dabei dünnhäutige sowie gut durchblutete Stellen.
Häufig wird von einem „Zeckenstich“ gesprochen. Genau genommen handelt es sich jedoch um einen “Zeckenbiss”, denn das Mundwerkzeug der Blutsauger enthält zwischen den Zangen ein Stechwerkzeug, wodurch die Zecken das Blut der Wirte zu sich nehmen.
Neben den vielfach belegten Fakten zum Thema Zecken gibt es wiederum auch bislang „ungelöste Rätsel“, welche noch nicht wissenschaftlich gelöst wurden. So gibt es laut Dr. med. vet. Miriam Ennouri beispielsweise keine gesicherte Studie dazu, warum manche Hunde das ganze Jahr über von Zecken betroffen sind und andere Hunde ihr Leben lang von keiner einzigen Zecke gebissen wurden.
Welche Krankheiten können von Zecken übertragen werden?
Die gefährliche Tücke der Zecken ist für unsere Hunde meist nicht der Blutverlust bei einem Zeckenbiss, sondern die Krankheitserreger, die durch die Zecken dabei auf den Hund übertragen werden können. Hierzulande können laut Dr. med. vet. Miriam Ennouri verschiedene bakterielle Krankheiten wie die Borreliose, Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose und die Hepatozoonose sowie auch die Viruserkrankung FSME durch die Zecke übertragen werden.
Borreliose
Borreliose ist eine bakterielle Infektionskrankheit die besonders das Nervensystem und die Gelenke betrifft und unterschiedlichste Krankheitsverläufen aufweisen kann.
Bei der Verbreitung von infizierten Zecken gibt es zwar lokal sehr große Unterschiede, jedoch geht man davon aus, dass bis zu 30 % der Zecken diesen Erreger in sich tragen.
- Die typische „Wanderröte“ um den Einstich ist bei Hunden im dichten Fell schwer erkennbar
- Leitsymptom bei Hunden ist die „Polyarthritis“: Hierbei kommt es zu einer Entzündung mehrerer Gelenke
- Wesensveränderungen (Appetitlosigkeit, Bewegungsunlust, Müdigkeit)
- Nierenprobleme
- Probleme mit dem Nervensystem
Anaplasmose
Die Erreger befallen hier die weißen Blutkörperchen und zerstören diese, wodurch es zu Blutungen in den Organen des Hundes kommen kann. Für die Übertragung dieser Krankheitserreger muss die Zecke ca. 36-48 Stunden an dem Hund haften.
- Fieber
- Nasenbluten
- Stecknadelgroße punktförmige Einblutungen ins Gewebe (petechiale Blutungen)
Babesiose
Die Erkrankung wird auch als Hunde-Malaria bezeichnet. Dabei kommt es zur Zerstörung der roten Blutkörperchen, was zur akuten Blutarmut des Hundes führt und ohne Behandlung für den Hund tödlich enden kann. Für die Übertragung dieser Krankheitserreger muss die Zecke ca. 48-72 Stunden an dem Hund haften.
- hohes Fieber
- Dunkelfärbung des Urins
Canine Ehrlichiose
Die Canine Ehrlichiose wird auch Hundefieber genannt und tritt besonders häufig in den Mittel- und Südeuropäischen Ländern auf. Die Krankheitserreger befallen die weißen Blutkörperchen des Hundes und sorgen für eine verminderte Funktion des Immunsystems.
- hohes Fieber
- schleimiger Nasenausfluss
- Erbrechen, Appetitlosigkeit
- Atemnot
- Lymphdrüsenschwellungen
Hepatozoonose
Bei dieser Krankheit gibt es unterschiedlichste Krankheitsverläufe. Die Erreger gelangen durch die Darmwand in den Organismus des Hundes und befallen diesen nach und nach. Eine vollständige Heilung der Krankheit ist nicht möglich.
- hohes Fieber
- Blutarmut
- Schläfrigkeit
- Nasen- und Augenausfluss
- blutiger Durchfall
- Lymphdrüsenschwellungen
FSME
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, kommt es zu einer Entzüdung der Hirnhaut des Hundes. Laut dem Robert-Koch-Institut gelten in Deutschland besonders Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen und der südöstliche Teil von Thüringen, als Risikogebiet für diese Erkrankung. Die Erreger der Krankheit befinden sich im Speichel der Zecke und werden bei einem Biss direkt auf den Wirt übertragen.
- hohes Fieber
- Verhaltensauffälligkeiten (Aggressivität, Teilnahmslosigkeit)
- Krampfanfälle
- starke Schmerzen bei Berührungen im Kopf- und Nackenbereich
Welche Möglichkeiten es gibt, den Hund vor einem Zeckenbiss zu schützen und was zu tun ist, wenn der eigene Hund von einer Zecke gebissen wurde, könnt ihr in unserem zweiten Teil des Ratgebers “Zecken beim Hund – Prävention und Erstversorgung” nachlesen. Erscheinungsdatum: 03.09.2018
Über unsere Expertin
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Dr. med. vet. Miriam Ennouri, der Tierärztin von LILA LOVES IT. Wir bedanken uns für deine Unterstützung und deinen fachlichen Input.
Mehr über LILA LOVES IT findet ihr hier:
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