Wie lernt mein Hund alleine zuhause zu bleiben? 2. Juni 2019 Allgemein Alltag mit Hund Erziehung Leben mit Hund Ratgeber

Der Hund ist ein Rudeltier und daher ungern allein, denn die Angst zurückgelassen zu werden liegt einfach in seiner Natur. Dennoch gibt es immer wieder Situationen im Alltag, in denen wir unsere Lieblinge für kurze Zeiträume alleine zuhause lassen müssen: sei es der Arzttermin, die schicke Familienfeier oder ein kurzer Einkauf im Supermarkt um die Ecke – unsere Hunde dürfen und können leider nicht überall mit uns mit. Wie kann ich also meinen Hund für kurze Zeit alleine lassen, ohne dass dieser mir die Wohnung zerstört oder, im schlimmsten Fall, wirklich leidet?

Früh übt sich

Die Antwort ist wenig überraschend: Training, Training, Training und das am besten von klein auf. Falls dein Hund also schon im Welpenalter bei dir einzieht, kann nach der Eingewöhnungsphase gleich mit dem „Alleinsein-Training“ begonnen werden.

Im Welpenalter geht es vor allem darum, den Hund gaaaaanz langsam an das Alleinsein zu gewöhnen. Hierfür verlässt du den Raum, in dem sich der Welpe befindet, schließt die Tür hinter dir und kehrst SOFORT wieder in den Raum zurück. Dabei schenkst du dem Welpen keine Beachtung und belohnst ihn auch nicht, da er das Verlassen und Zurückkehren sonst mit großer Aufregung verbindet. Ziel ist es, diese kleine Übung so oft zu wiederholen, bis der Welpe sich daran gewöhnt, dass du den Raum verlässt und entspannt mit dieser kurzen Trennung umgeht.

Training im Welpenalter

Klappt das Verlassen und Wiederkehren ohne Probleme und ohne große Aufregung, kann die Trennungszeit langsam gesteigert werden. Achte dabei darauf, dass du die Zeiten, in denen du deinen Kleinen alleine lässt, abwechselst (mal 1 Minute, dann wieder nur ein paar Sekunden, dann mal 2 Minuten usw.). Steigerst du die Trennungsphasen kontinuierlich, gewöhnt sich dein Hund daran, dass du immer länger wegbleibst und wird irgendwann doch unruhig. So werden aus Sekunden mehr und mehr Minuten in denen dein Hund alleine bleiben kann. Du kannst ja solange die Post holen oder den Müll rausbringen 😉

Die Goldene Regel beim Training ist, dass du NIE zu deinem Hund zurückkehrst solange er bellt oder jammert, da er sonst in seinem Verhalten und seiner Angst bestärkt wird. Gehe erst wieder in den Raum, wenn dein Hund ruhig ist und denk daran: keine Aufmerksamkeit und keine Belohnung! Es soll ganz normal sein, dass du mal kurz verschwindest.

Am besten eignet sich das Alleinsein-Training nachdem sich dein Hund auspowern und erleichtern konnte. Dies geht am besten bei einem Spaziergang mit Such- und Denkaufgaben. Im Idealfall braucht dein Hund nach dem Spaziergang sowieso eine Ruhepause und ist nicht mehr so aufgedreht. Außerdem sollte dein Liebling einen Platz haben, an dem er sich wohlfühlt und gerne liegt während du weg bist. Dies kann sein Körbchen, eine Decke oder auch eine Hundebox sein. Um den Hund vom Alleinsein abzulenken, können ein besonderes Spielzeug oder eine Knabberei helfen (Achtung Verletzungsgefahr!). Hierfür eignet sich zum Beispiel ein Kong, der mit Leckereien gefüllt wird. Da hat deine Fellnase erstmal was zu tun und keine Augen mehr für dich 🙂

Training bei erwachsenen Hunden

Bei einem erwachsenen Hund, der leider nie gelernt hat, allein zu bleiben, gestaltet sich der Trainingsablauf zwar gleich, sollte aber mit weiteren kleinen Übungen unterstützt werden. Zum einen solltest du deinem Hund auch im Alltag nicht ständig beachten und ihm bei jedem süßen Blick / Stups / Laut Aufmerksamkeit schenken. So kann dein Hund langsam lernen, dass du nicht jederzeit für ihn greifbar bist und ist nicht am Boden zerstört, wenn du die Tür vor seiner Nase schließt.

Es ist außerdem hilfreich, Schlüsselreize, die dein Hund mit deinem Weggehen verbindet (z.B. Schlüssel in die Hand nehmen, Schuhe und Jacke anziehen…), in deinen Alltag zu integrieren. Das heißt, dass du mehrmals am Tag (an guten Tagen bis zu 100 Mal) deinen Schlüssel in die Hand nimmst oder deine Jacke anziehst aber nicht das Haus verlässt, sondern ins Bad gehst oder dich aufs Sofa setzt. Nach vielen (zugegeben etwas mühsamen) Wiederholungen, verbindet dein Hund diese Reize irgendwann nicht mehr mit deinem Weggehen und der daraus resultierenden Panik vor dem Alleinsein.

Zusätzlich helfen bei einem erwachsenen Hund natürlich auch Ablenkungsmanöver wie Kau- und Schleckartikel! 🙂

Trennungsangst

Gerade bei erwachsenen Hunden, die nicht alleine bleiben können, ist es möglich, dass sich bereits eine ausgeprägte Trennungsangst entwickelt hat. Diese zeigt sich bei deinem Hund durch totalen Stress sobald du wieder zuhause bist: er hechelt vermehrt, hat vielleicht sogar eine erhöhte Körpertemperatur, folgt dir auf Schritt und Tritt, zeigt sich unterwürfig, zittert und schläft erschöpft ein, sobald er sich sicher ist, dass du wieder da bist. Dieses Verhalten zeigt, dass er während deiner Abwesenheit keine ruhige Minute hatte und angespannt auf deine Rückkehr gewartet hat. Eine solche Trennungsangst ist jedoch kein Grund, nicht mit deinem Hund das Alleinbleiben zu trainieren – ganz im Gegenteil, du hilfst ihm dabei sich zu entspannen. Sollte die Trennungsangst jedoch sehr stark ausgeprägt sein, kontaktiere lieber einen professionellen Hundetrainer.

Übung macht den Meister

Wenn du übrigens wissen möchtest, was dein Hund so anstellt während er alleine ist, stell doch mal eine Kamera auf. So kannst du beobachten, ob dein Hund wirklich entspannen kann oder er gestresst durch die Räume tigert. Diese Erkenntnisse können sehr aufschlussreich für euer weiteres Training sein und zeigen dir, ob ihr nochmal einen Schritt wiederholen solltet oder du deinem Hund schon mehr zutrauen kannst.

Wichtig ist, dass du das Training kontinuierlich durchziehst und bei kleinen Rückschlägen nicht gleich aufgibst – auch dein Hund ist nicht perfekt und Übung macht schließlich den Meister 🙂



Enea Di Gregorio
Über den Autor Enea Di Gregorio

Enea ist Literatur- und Hundenärrin und diese Kombination brachte sie auch zu uns. So schreibt sie für unser Magazin Artikel rund um den Hund und träumt dabei von einem eigenen Vierbeiner. Bis es aber so weit ist, teilt sie sich einfach weiterhin den Aussie-Rüden Amo mit ihrer Familie oder schmust mit den Redaktions-Hunden.

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