Mit dem Hund zusammen ins neue Jahr starten? Ganz entspannt mit Freunden feiern, auf die neuen Vorsätze anstoßen und das Feuerwerk-Spektakel genießen? Tja, schön wär’s!
Zumindest werden das diejenigen unter euch verstehen, welche wie ich, jedes Jahr aufs Neue nach einer Lösung suchen, um diese Tage für den Vierbeiner halbwegs “angenehm” zu gestalten. Denn Fakt ist: Wir haben den 7. Dezember und bis zum neuen Jahr bleibt also nicht mehr wahnsinnig viel Zeit. Leidet euer Hund also unter großem Stress an Silvester, dann werdet ihr ihm diese Angst nicht von heute auf morgen nehmen können. Ihr findet in diesem Artikel auch keine Trainingsmethoden, wie ihr dieses Problem dauerhaft in den Griff bekommt. Euer Hund wird auch nicht plötzlich tiefenentspannt sein, nein. Vielmehr ist es uns ein Anliegen, euch noch ein paar Last-Minute-Tipps mit zu geben, welche Möglichkeiten es gibt, seinem Hund zu helfen. Oder noch viel wichtiger: worauf ihr auf keinen Fall zurückgreifen solltet!
Kurz vorweg: Wir sprechen in diesem Artikel quasi permanent von Ängsten und Stress beim Hund. Daher ist es uns wichtig, euch ganz kurz darüber zu informieren, wie nun Angst beim Hund entsteht, beziehungsweise diese definiert wird. Danach gehen wir direkt zu den Maßnahmen über, wie wir diese reduzieren können, versprochen. 😉
Was ist Angst bei Hunden überhaupt?
Grundsätzlich ist Angst vereinfacht ausgedrückt eine Emotion, welche sogar überlebenswichtig und gesund ist. Sie ist ein Lebensschutzinstinkt und wird erst dann zum Problem, wenn sie überhand nimmt.
Die ``konkrete Angst`` bezieht sich auf die Angst vor einem konkreten Auslöser in der Umwelt. Sie beginnt, wenn der Auslöser wahrgenommen wird und sie endet, wenn der Auslöser wieder verschwindet. Wie stark die Angstreaktion des Hundes ausfällt, hängt von der Schwere des Auslösers ab.
Es ist natürlich auch entscheidend, ob der Hund für sich eine “Strategie” hat, wie er seine Angst bewältigen kann oder ob er dieser hilflos ausgesetzt ist. Sprich: ob man als Hundehalter seinen Hund zum Beispiel durch gezieltes Training unterstützt oder nicht. Manche Hunde sind außerdem generell typ- oder rassebedingt etwas sensibler, dies hängt von der individuellen Sensibilität des Hundes ab. Auch die Aufzucht und Sozialisierung im Welpenalter spielt dabei eine große Rolle sowie die Tatsache, ob der Hund bereits ein Trauma erlebt hat.
Last-Minute-Tipps gegen Silvesterängste beim Hund
Mit diesen Tipps kann jeder ganz einfach und vor allem auch ohne großen Aufwand und Kosten seinen Hund kurzfristig unterstützen.
1. Nähe und Sicherheit durch den Halter
Ja, das klingt erstmal völlig banal, ist aber ein wesentlicher Punkt. Oftmals liest man davon, dass man seinen Hund bei Angst auf keinen Fall “trösten” sollte, um das Verhalten zu bestätigen. Dies stimmt so nicht ganz. Sucht euer Hund eure Nähe und möchte sich z.B. an euch kuscheln, solltet ihr ihm dies auf keinen Fall verwehren. Klar, man sollte seinen Hund nicht noch zusätzlich stressen, indem man selbst völlig konfus umherläuft und nicht zur Ruhe kommt. Es spricht jedoch absolut nichts dagegen, seinen Hund nah bei sich zu haben und ihm zu zeigen, dass es absolut keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Nähe und Sicherheit durch den Führer bedeutet für den Hund eine große Hilfe, da er sich daran super orientieren kann.
2. Ein Rückzugsort zum Wohlfühlen
Super eignet sich – sofern der Hund diese gut annimmt – zum Beispiel ein Gitterbox oder eine andere Transportbox, welche abgedunkelt ist und dem Hund eine Art Höhle bietet. Aber Achtung: Auf keinen Fall sollte man seinem Hund diese aufzwingen! Es ist ratsam, eine solche Box bereits einige Zeit vor Silvester oder ohnehin das ganze Jahr über als Rückzugsort zu nutzen, damit der Hund an diese gewohnt ist. Mein eigener Hund jedenfalls liebt an Silvester jeden noch so kleinen, dunklen, engen und kuscheligen Platz und schläft vorzugsweise in so einer Gitterbox. Von daher kann ich diese, richtig eingesetzt, wirklich nur empfehlen. Fakt ist aber auch: manche Hunde suchen wie bereits erwähnt lieber die Nähe des Menschen. Und bei Angst oder Stress sollte man seinem Hund, auch wenn es vielleicht im Alltag nicht gern gesehen wird, auch das Bett oder die Couch nicht verwehren. Egal wohin der Hund sich im wahrsten Sinne des Wortes verkriechen möchte, man sollte es möglich machen.
3. Hintergrundgeräusche lenken ab
Auch Hintergrundgeräusche wie zum Beispiel Musik und Fernseher in angenehmer Lautstärke dämpfen die Feuerwerksgeräusche gut ab. Aber Vorsicht: Nicht jede Art von Musik wirkt entspannend, auch auf den Vierbeiner nicht. So erforschte beispielsweise Dr. Deborah Wells von der Queens University, dass Musik von Wagner, Hardrock oder Heavy Metal nachweislich sogar für noch mehr Stress sorgen. Klassische Musik hingegen soll besonders beruhigend wirken. (Wells 2000). Nun gut, die Klassik-Fans unter euch werden sich freuen, die anderen können dann vielleicht ja doch auf den Fernseher zurückgreifen. 😉
4. Kauartikel zur Beruhigung und Beschäftigung
Wenn der Vierbeiner Kauartikel annimmt, dann kann ein Kauknochen oder auch ein gefüllter KONG durch das Kauen und Lecken eine gute Ablenkung bieten, da dadurch auch Glücks- und Beruhigungshormone freigesetzt werden. Der Hund wird dadurch automatisch ein bisschen beruhigt und ist vor allem auch einige Zeit damit beschäftigt.
Im Nachfolgenden haben wir also ganz kurz für euch zusammengefasst, welche Methoden es außerdem gibt, um dem Hund Silvester etwas erträglicher zu machen. Diese sind dabei gesundheitlich völlig unbedenklich. Wir können allerdings noch keine konkrete Empfehlung abgeben, da wir selbst noch keinerlei Erfahrung damit machen konnten. Unsere Devise hierbei ist aber: Was nicht schadet, wäre wohl einen Versuch wert?!
- Alternativmedizin
Es spricht absolut nichts gegen die Verabreichung von Bachblüten oder Globuli. Inwiefern sich diese wirklich positiv auf den Hund auswirken, ist so umstritten wie auch unklar. Doch selbst wenn es sich nur auf den Besitzer positiv auswirkt, hilft dies wiederum auch dem Hund. Denn Ruhe und Sicherheit auszustrahlen ist als Hundehalter ohnehin das Wichtigste. - Pheromone
Pheromone sind chemische Botenstoffe in Form von Duftstoffen, welche eigentlich in der Welpenzeit von der Mutterhündin als das sogenannte „Dog Appeasing Pheromone“ (DAP) produziert wird. Dieses hat eine beruhigende, sicherheitsgebende Wirkung. Die Firma ADAPTIL® stellt dieses Pheromon synthetisch her und schwört auf eine ebenso beruhigende Wirkung bei erwachsenen Hunden. Dabei gibt es das Produkt in Form von Steckern, Halsbändern, uvm. … - RelaxoPet
RelaxoPet ist ein Soundmodul, welches durch hochfrequente Klangwellen laut den Herstellern für Tiefenentspannung beim Hund sorgt. Dabei nimmt dieses auf kaum merkliche Art und Weise Einfluss auf das Gehirn und die darin gespeicherten Stressreaktion – auch präventiv. Die Frequenzen sind für uns Menschen dabei kaum bis gar nicht wahrnehmbar, wirken sich jedoch höchst effektiv auf das Unterbewusstsein des Tieres aus. Mehr darüber hier. - Alkohol
Das klingt für einige von euch sicherlich erstmal seltsam und ja, Alkohol taucht definitiv auf der schwarzen Liste der für den Hund giftigen Lebensmittel auf. So auch auf unserer Liste. Aber auch hier gilt wie immer: Die Dosis macht das Gift. Tierarzt Dr. Ralph Rückert veröffentlichte hierzu folgende Aussage: „Alkohol, von Hunden speziell in Form von Eierlikör sehr gern aufgenommen, ist natürlich – wie wir fast alle wissen – in der korrekten Dosierung ein recht potentes Sedativum mit angstlösender Wirkung. … Hunde fallen von einer begrenzten Menge Alkohol keineswegs tot um, sondern werden – wie wir Menschen – einfach etwas angesäuselt, was in diesem Fall genau der gewünschte Effekt ist.“ Davon überzeugte er sich auch bei seinem eigenen Hund Nogger. Selbstverständlich sei hier zu erwähnen, dass die Verabreichung auf keinen Fall ohne Absprache mit dem Tierarzt seines Vertrauens passieren sollte.
Achtung: Finger weg von Acepromazin!
Ganz gleich ob man der Meinung ist, dass oben genannte Maßnahmen dem Hund helfen oder nicht, so schaden diese gewiss nicht. Nun aber gibt es Produkte, beziehungsweise “Mittel” auf dem Markt, welche nicht selten auch von Tierärzten zur “Bewältigung von Stress- und Angstzuständen” verabreicht werden. Diese sollten jedoch auf keinen Fall genutzt werden, da sie den Hund bedeutend einschränken und gravierende Nebenwirkungen auftreten können. Nachfolgendes Mittel führen wir daher lediglich auf, um euch davor zu warnen!
Wir möchten an dieser Stelle erneut Tierarzt Dr. Ralph Rückert zitieren, dessen Aussage zu diesem Medikament kaum eindeutiger sein könnte und legen euch daher nur ans Herz, diesen Rat zu befolgen.
Geben Sie Ihrem silvesterpanischen Hund auf gar keinen Fall Acepromazin! Dieses Phenothiazin-Derivat ist ein Neuroleptikum und Sedativum und wird unter den Handelsnamen Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan vertrieben. Acepromazin wurde früher weit verbreitet an Silvester eingesetzt und hat dabei von außen betrachtet eine gute Wirksamkeit gezeigt, sprich die Hunde waren richtig platt. Seit geraumer Zeit wissen wir aber, dass das Geräuschempfinden und die damit verbundene Angst der Patienten durch den Wirkstoff nicht wirklich eingeschränkt werden. Der Hund hat also keinen Deut weniger Angst als sonst, er ist nur körperlich unfähig zu erkennbaren Reaktionen. Darüber hinaus hat der Wirkstoff ein recht hohes Potential für gravierende und gefährliche Nebenwirkungen.”
Die einfachste, ganz sicher beste Lösung zum Schluss
Eventuell kommt eurem Vierbeiner ja der ein oder andere Tipp unseres Artikels hier zu Gute. Bei all den Tipps so kurz vor Silvester sei nochmal erwähnt, dass dies lediglich kurzfristig wirkende Maßnahmen sind, welche natürlich keine Verhaltenstherapie oder gezieltes Training ersetzen können. Ob man so etwas in ferner Zukunft anstrebt, bleibt dabei natürlich jedem selbst überlassen. Für all jene, die etwas flexibel sind, wie sie Silvester verbringen, haben wir abschließend wohl den wirkungsvollsten Tipp auf Lager. 😉
Silvester, fernab vom “Geschehen“, im Nirgendwo mit seinem Hund und den Liebsten zu verbringen, ist zwar manchmal mit etwas mehr Aufwand und Kosten verbunden, in jedem Fall erspart man seinem Vierbeiner aber den ganzen Stress. Und wenn wir eines sicher sagen können, dass wenn der Hund glücklich und zufrieden ist, dann ist es letztlich auch der Besitzer. In dem Sinne: Kommt gut und entspannt ins neue Jahr!