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Wie sehen Hunde? Über Kurzsichtigkeit, Farbenblindheit & deren Mythen

Der Mythos, dass Hunde nur schwarz-weiß sehen, wurde bereits 1989 durch die Wissenschaftler Jay Neitz, Timothy Geist und Gerald H. Jacobs (Color Vision in the dog, University of California) widerlegt. Doch welche Farben sehen Hunde nun eigentlich? Wir geben euch heute einen kleinen, wissenschaftlichen Einblick in die tatsächlich bunte Welt unserer Vierbeiner.

So sehen Hunde wirklich: die Welt ist bunt

Hunde sehen die Welt keineswegs nur schwarz-weiß, dennoch können sie Farben deutlich eingeschränkter sehen, da sie sogenannte Dichromaten sind. Das bedeutet, dass es in ihrer Netzhaut lediglich zwei Typen von Zapfen als Farbrezeptoren gibt. Sie sehen daher in etwa so wie ein Mensch mit einer Rot-Grün-Blindheit. Warum wir deutlich mehr Farben wahrnehmen, ist recht einfach erklärt: Im Vergleich zu unseren Hunden besitzen wir drei Zapfentypen, sind also sogenannte Trichromaten und können daher auch Rot und Grün voneinander unterscheiden.

Falls ihr euch also schonmal gefragt habt, ob euer Hund im wahrsten Sinne des Wortes blind sei, weil er so oft so nah an dem geworfenen Spielzeug vorbei gerannt ist, hat er dieses womöglich optisch einfach nicht unterscheiden können. Das ist allerdings auch nicht weiter schlimm, denn wenn eben doch einmal ein roter Ball auf einer grünen Wiese landet, hat der Hund ja schließlich seine exzellente Nase und somit auch direkt eine schöne Beschäftigung. ?

Welche Farben sehen Hunde also?

Wie bereits erwähnt besitzen Hunde lediglich zwei Zapfentypen, wobei diese in unterschiedlichen Farbbereichen des sichtbaren Lichts ihre maximale Empfindlichkeit haben. Zum einen bei 429 Nanometern (im Blauviolettbereich), zum anderen bei 555 Nanometern (im Gelbgrünbereich). (Neitz, 1989) So lässt sich also festhalten, dass unsere Vierbeiner den Spektralbereich von Gelb über Grün und Blau sehen können. Objekte, die für uns grün sind, wirken für Hunde farblos, rote Objekte hingegen gelb.

Hunde sehen bei Dämmerung besser als Menschen!

Dass Hunde eine Rot-Grün-Sehschwäche haben, ist nun bereits bekannt. Im Gegensatz zu uns Menschen können unsere Vierbeiner aber auch gut bei Dämmerung sehen. Woher kommt das: Hunde besitzen im Bereich der Netzhaut eine reflektierende Schicht, das “Tapetum lucidum” (lat. leuchtender Teppich), welche bei einfallendem Licht verstärkt wird. Falls ihr euch also bei Nacht schonmal gefragt habt, warum die Augen nachtaktiver Tiere so leuchten, dann habt ihr jetzt das Rätsel gelöst. ;-). Verantwortlich für die typische Reflexion der Augen, wenn diese bei Nacht angeleuchtet werden, ist eben der sogenannte “leuchtende Teppich”.

In Zusammenhang mit einer hohen Anzahl an Stäbchen sehen Hunde daher bei Dämmerung klarer und besser als wir Menschen.

Hunde sind kurzsichtig – Stimmt das?

Habt ihr euch schonmal gefragt, warum euer Hund manchmal nicht kommt, wenn ihr ihn von der Ferne aus ruft? Und er sich erst auf euch zu bewegt, wenn ihr wie wild mit den Armen winkt? Ja gut, zum einen ist es natürlich auch eine Frage der Erziehung, wie schnell euer Hund kommt, beziehungsweise worauf er konditioniert wurde.

Fakt ist aber: Oftmals liegt es gar nicht am (fehlenden) Training, warum der Hund nicht sofort reagiert. Manche unserer Hunde sind nämlich tatsächlich kurzsichtig und sehen schlichtweg schlechter auf die Distanz. Da aber Objekte und Personen, die sich bewegen, von deren Netzhaut und Gehirn deutlich schneller wahrgenommen werden als starre Objekte, kann man seinen Hund eben gut damit unterstützen, indem man ihn nicht nur ruft, sondern ihn zum Beispiel auch auf eine Handbewegung konditioniert.

Laut Dr. Grinninger, internationale Spezialistin für Tieraugenheilkunde, sind ca. 25% der Hunde kurzsichtig (bei einer Myopie bis zu -6,25D). Besonders häufig wären Rottweiler, Collies, Miniatur Schnauzer, Toy Poodlen sowie Labrador Retriever davon betroffen.

Der Großteil unserer Hunde ist normalsichtig (emmetrop). Untersuchungen haben gezeigt, dass nur 8% der Hunde weitsichtig (hyperop) sind. Fehlsichtigkeit bis +3,25D wurde vor allem bei Australian Shepherds, Alaskan Malamutes und Bouvier des Flandres gefunden.
© Dr. Grinninger

Wie scharf unser eigener Hund also wirklich sieht, lässt sich darum auch schwer festhalten. Ausschlaggebend ist dies immer vom Aufbau des Auges, von der Größe der Linse, der Netzhaut und der Pupille, von der Zahl und Anordnung der Zäpfchen und Stäbchen. Die pauschale Aussage, dass alle Hunde kurzsichtig seien, ist allerdings nicht korrekt.  

Wir hoffen, wir konnten etwas Licht ins Dunkle bringen.

Schade eigentlich, dass wir unsere Hunde nicht einfach fragen können, wie sie die Welt und uns Menschen denn so sehen. 😉 Dann würden sich auch diverse Mythen nicht so hartnäckig über Jahre hinweg halten. Aber so bleibt die Welt der Hunde zumindest für uns Menschen immens spannend. 😉

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