Unsere Hunde verändern sich im Alter nicht nur optisch, sondern auch von ihrem Wesen.
Die Zeit mit einem alten Hund ist eine ganz Besondere, geprägt von einer tiefen Beziehung und schönen Momenten.
Hund und Halter verstehen sich scheinbar blind und nicht selten erkennt man an den Augen eines Hundes die Weisheit, die er in sich trägt. Mit großer Gelassenheit geht er durch so manche Situation und ist durch und durch genügsam. Die innige Beziehung mit ihm beruht auf vielen Jahren, in denen das gegenseitige Vertrauen und die Verlässlichkeit aufeinander gewachsen ist. In diesem Artikel möchten wir auf einige Fragen eingehen, die wahrscheinlich jeden Hundebesitzer beschäftigen.
Grundsätzlich gilt: Unterfordern sollte man die grauen Schnauzen auf keinen Fall, denn man kann Ihnen noch eine ganze Menge zutrauen.
Unsere Physiotherapeutin sagt immer: Was der Hund im Kopf und an Muskeln im Alter abgebaut hat, kann er nicht wieder aufbauen. Das heißt: angepasste Bewegung und regelmäßige Herausforderungen sind nicht nur erwünscht, sondern auch eine gute Möglichkeit den Hund lange fit zu halten und ihn möglichst lange an unserer Seite zu haben.
Fast alle von uns haben einen Wald in direkter Nähe. Wenn auch du damit gesegnet bist, dann hast du den perfekten Ort für einen Spaziergang mit deiner grauen Schnauze gefunden. Der Wald mit seinem weichen Boden eignet sich auch für Hunde mit Beschwerden wie z.B Arthrose und ist eine gute Umgebung, um viele Sinneseindrücke zu bieten.
Hier kannst du alles nutzen was vorhanden ist:
- Holzstämme und Äste eignen sich hervorragend, um den Hund darüber steigen zu lassen und trainieren das Gleichgewicht und die Koordination
- Pfützen und Schlammlöcher, Moosboden, kleine Steine usw. ermöglichen viele unterschiedliche Empfindungen und helfen, Stress abzubauen
- Unterschiedliche Gerüche und Geräusche wecken alle Sinne
Beim Spaziergang geht es nicht mehr um Geschwindigkeit.
Innehalten, die Umgebung ganz intensiv erleben, gemeinsam einer Spur zwischen dem Laub nachgehen oder eine kleine Pause in der Sonne stärkt die besondere Bindung und das Vertrauen zwischen euch und eurem Hund noch ein wenig mehr.
Heiße Sommertage oder auch sehr kalte Temperaturen im Winter können dem Hund schwer zu schaffen machen. An heißen Tagen sollte man die Mittagsrunde ausfallen lassen und nur in den kühleren Morgenstunden oder spät am Abend laufen. Im Winter hilft ein Mantel um die Körpertemperatur konstant zu halten. Selbst wenn der Hund nie gefroren hat – mit zunehmendem Alter wird er das immer mehr tun.
Auch Schwimmen ist eine gute Möglichkeit die Gelenke zu entlasten und hilft vor allem Hunden mit entsprechenden Beschwerden sehr, um wieder beweglicher zu werden. Lange Strecken auf Asphalt sollten im Alter dagegen vermieden werden.
- Feste Fütterungszeiten und regelmäßige Spaziergänge geben nun Sicherheit und Routine und sind besonders bei Verdauungsproblemen sehr zu empfehlen.
- Auch im Wesen des Hundes kann man Veränderungen feststellen, was sich auch oft im Alltag zeigt. Das allein sein fällt vielen älteren Hunden plötzlich schwerer. Sie werden anhänglicher und benötigen mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Sie benötigen mehr Ruhephasen und es ist nicht unüblich, dass sie morgens nur schwer aus ihrem warmen Körbchen kommen.
- Achtet darauf, dass ihr eurer grauen Schnauze mehr Zeit gebt. Mehr Zeit auf Spaziergängen wenn das Gehen schwerer fällt, mehr Zeit um sich an einen neuen Ort oder neue Menschen zu gewöhnen und auch mehr Zeit, um den Alltag zu bewältigen.
Denkt daran, dass es der Hund nicht böse meint, wenn er plötzlich nicht mehr wie gewohnt reagiert. Die Augen und die Sehfähigkeit werden schwächer und so ist es nicht verwunderlich, wenn er unsicherer und somit vorsichtiger wird. Manchmal passiert es, dass Menschen plötzlich angebellt werden oder der Hund im Dunkeln die Orientierung verliert und nicht mehr weitergehen möchte. Auch in diesen Situationen gilt: Gebt ihm mehr Zeit und verliert nicht die Geduld mit ihm – das hat er nach einem langen, treuen Hundeleben mehr als verdient.
Eine wichtige Regel ist jedoch: Viel hilft nicht immer viel, denn Übergewicht kann gerade bei alten Hunden fatale Folgen haben.
Wann ist mein Hund eigentlich „alt“?
Eine verbesserte medizinische Versorgung und eine ausgewogene Fütterung haben in den letzten 10 Jahren zu einem Anstieg des Hundealters geführt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Hunden beträgt 10 bis 16 Jahre und hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Rasse oder den Haltungsbedingungen ab. So werden Hunde kleinerer Rassen (Chihuahua, Pudel) in der Regel älter als Hunde großer Rassen (Deutsche Dogge, Schäferhund) und Hunde, die in ländlicher Umgebung aufwachsen, haben eine höhere Lebenserwartung als Stadthunde.
Generell kann man sagen, dass das Seniorenalter ab 6-8 Jahren beginnt, allerdings ist es wie bei uns Menschen auch: Die Gesundheit und körperliche Verfassung spielt beim alt werden eine große Rolle. Es gibt einige Anzeichen, denen man Beachtung schenken sollte. Allmählich beginnt sich die Haut zu verändern und kleine Knubbel sind zu ertasten. Das Gebiss wird schlechter und es treten vermehrt Zahnstein und Zahnentzündungen auf. Auch die Sehkraft wird schwächer und manchmal legt sich ein grauer Schleier über die Augen.
Jetzt ist die Zeit gekommen, auf diese Alterserscheinungen zu achten und sie mit dem Tierarzt abzuklären. Ein jährlicher Gesundheitscheck wie z.B der große Bluttest und die Untersuchung der Haut und Organe wird empfohlen.
In Summe lässt sich festhalten: Wer sich auf seinen Hund einlässt, braucht auch im Alter nichts zu befürchten. Er wird dir treu zur Seite stehen und alles soweit mitmachen, wie er nur kann. Das kann heute mal weniger sein und morgen wieder mehr. Aber es werden weiterhin eure gemeinsamen Erlebnisse sein. Genießt es!
Über Lena
Lena, die Autorin des Artikels beschreibt den Alltag Ihrer Hunde mit viel Wort und Bild auf Instagram (@hundeliebe). Dort hat sie Ihrer 14-jährigen Hündin Kira diese Zeilen gewidmet, die wir zum Schluss hier noch stehen lassen möchten:
Tausend Dinge gehen mir durch den Kopf während ich auf dem Waldweg stehe und auf meinen alten Hund starre, der langsam humpelnd auf mich zuläuft. Wir brauchen auf den letzten Metern nach einem langen Spaziergang seit einiger Zeit sehr lange. Ich habe mich daran gewöhnt und bleibe geduldig stehen, aber der Kloß in meinem Hals wird dicker.
„Du weißt gar nicht wie lange wir hier schon stehen. Wir haben schon alles gesehen, Freude und Leid.“
Ich schaue nach oben, in die Kronen der Bäume die um mich herum sind und höre sie flüstern. „Warum bist du traurig?“, fragen Sie.
„Ich habe Angst“ sage ich leise. „Ich habe Angst, dass sie eines Tages nicht mehr da ist.“ Das Rauschen wird stärker. „Du warst schon so oft hier. Du hast uns gesehen, im Winter, im Sommer, bei Sonnenschein und Regen. Du weißt wie es riecht wenn unser Laub feucht wird und hast den weichen Waldboden unter deinen Füßen gespürt. Wenn du irgendwo bist und die Augen zumachst und dir vorstellst, dass du hier bist, dann hörst du uns Rauschen. Die Menschen haben die Fähigkeit zu spüren, dass ihnen Dinge ganz nah sind, auch wenn sie nicht neben ihnen sind.“ Ich nicke, denn ich weiß was sie meinen. „Siehst du, so wird es sein. Wir werden immer da sein, aber es wird Dinge geben, die du spüren wirst, auch wenn sie nicht mehr da sind. Du hast diesen Hund in dir aufgenommen, du hast sie neben dir laufen sehen, im Winter, im Sommer, bei Sonnenschein und bei Regen. Du weißt wie sie riecht wenn ihr Fell vom Regen ganz nass ist und du hast ihre Wärme unter deinen Händen gespürt. Die Menschen haben die Fähigkeit Dinge auch dann noch zu fühlen, wenn sie schon längst verschwunden sind. Du musst keine Angst haben.“
Inzwischen ist mein alter Hund bei mir angekommen und schaut mich stolz an. Mein Blick fällt noch einmal auf die rauschenden Bäume, dann mache ich mich langsam mit ihm auf den Heimweg.