Im ersten Artikel unseres Welpenratgebers „Ein Welpe zieht ein“ haben wir euch bereits Tipps zum großen Welpenabholtag, den Vorbereitungen bzgl. der Heimfahrt und einem welpensicherem Zuhause gegeben. Heute werfen wir einen Blick auf die ersten Wochen mit eurem Hund: Was sollte man nun wirklich mit seinem Welpen unternehmen? Worauf muss ich bei der Eingewöhnung achten? Wie stärke ich die Bindung und baue erste Kommandos auf?
Das Wichtigste vorab
Nicht selten hört man, dass man die sogenannte Sozialisationsphase* unbedingt nutzen muss, um seinen Hund an alles heran zu führen, was ihn später erwartet. Ihr könnt euch vorstellen, was das für einen Hund bedeuten würde, der beispielsweise in der Stadt groß wird: Hier eine Busfahrt, dort eine Menschenmenge. Danach das Einkaufscenter, das erste Mal Rolltreppe und Fahrstuhl fahren, übermorgen wird das Büro kennen gelernt und dazwischen jede Menge Besuch und neue Hundebegegnungen geplant. Das Ende vom Lied: Reizüberflutung ohne Ende.
Zweifelsohne passieren in dieser Phase kaum wiederholbare, entscheidende Dinge, die den kleinen Welpen in seinem weiteren Hundeleben prägen. Man soll ihn selbstverständlich an gewisse, ganz alltägliche Dinge heranführen. Aber was wir euch hier mit auf dem Weg geben möchten ist: Alles in Maßen. Es ist absolut nicht zielführend, seinen jungen Hund jeden Tag mit neuen Reizen zu überfluten, nur damit er ALLES in der Sozialisationsphase kennengelernt hat. Es reicht, wenn er manches erst später kennenlernt, zumal er durch eine gut durchdachte Aufzucht seines Züchters vieles bereits kennt.
*Um den 21. Lebenstag herum beginnt die Sozialisationsphase des Welpen. (...) Diese erstreckt sich bis zur 12. oder 14. Lebenswoche und hält Züchter und später auch den neuen Besitzer des Welpen ganz schön auf Trab. Denn in dieser Phase bildet sich die Basis für das zukünftige Verhalten des Hundes. Lernt der Welpe jetzt, in angemessenem Maß und unter sicheren Bedingungen, viel kennen, profitiert er ein Leben lang davon.
Bindungsaufbau & Abruf üben
- Bestimmt habt ihr nach dem Einzug ein paar Wochen Urlaub, die ihr mit eurem Welpen verbringen könnt. Nutzt diese Zeit für kleine, spielerische Übungen und Streicheleinheiten im Haus, aber auch dazu, um erste Ausflüge zu unternehmen. Zeigt dem Welpen, dass alles, was er mit euch unternimmt, Spaß macht und er keine Angst vor neuen Dingen haben muss. Spielerisch könnt ihr so die Bindung zu euch stärken, denn alles, was er erlebt, erlebt er mit euch.
- Ganz wichtig: Nutzt diese Zeit vor allem, um den Namen eures Hundes zu „etablieren“ und den Abruf immer positiv zu bestärken. Jedes Mal, wenn euer Welpe auf euch zu kommt, ruft ihm beim Namen, lobt ihn und gebt ihm gerne auch mal ein Leckerli oder Spielzeug zur Belohnung. So wird er seinen Namen schnell lernen und ihn positiv verknüpfen.
Kleine, spannende Ausflüge
- Damit sind keine Spaziergänge gemeint. Packt euren Welpen einfach ins Auto (so gewöhnt ihr euren Hund auch direkt an kurze Autofahrten) und fahrt dann an den nächst gelegenen Wald, eine Wiese oder einen Bach. Am besten an einen Platz, wo ihr alleine auf Entdeckungstour gehen könnt. Gerade ein kleiner Ausflug in den Wald eignet sich super, um den Folgetrieb des Welpen zu nutzen, diesen zu bestärken und mit ihm erste spielerische Übungen zu unternehmen. Die zahlreichen Gerüche und „Hindernisse“ sind perfekt, um den Welpen die große weite Welt zu zeigen. Auch ein Ausflug in euren eigenen Garten kann aufregend genug sein für einen jungen Hund. Schließlich ist für ihn die komplette Umgebung und auch sein soziales Umfeld völlig neu.
Ruhephasen
- Ganz vereinfacht kann man sagen: Immer dann, wenn euer Welpe etwas mit euch unternimmt oder Neues kennenlernt, braucht er hinterher Zeit, um genau dies zu verarbeiten. Ruhe- und Schlafphasen sind daher extrem wichtig für die Verarbeitung von Erlebtem und Erlerntem und daher völlig normal. Euer Welpe wird in den ersten Wochen wahnsinnig viel schlafen, weil er genau dies für seine Entwicklung braucht. Wann und wo immer euer Welpe also auch einschläft, gewährt ihm diese Auszeit.
Konsequenz von Anfang an
Alles, was ihr eurem Welpen von Anfang an verwehrt, erspart euch später sicherlich viel Zeit und die ein oder andere „Diskussion“. Denn wenn euer Hund erstmal gelernt hat, dass es die Option der Diskussion überhaupt gibt, habt ihr es weitaus schwerer, als wenn ihr eurem Hund von Anfang an konsequent zeigt, was er darf und was nicht. Dies beginnt bei einfachen „No Go’s“ im Haus, wie z.B. bestimmten Räumen, in welche der Hund nicht mit sollte, oder aber auch Schlafplätze für ihn, wie z.B. die obligatorische Couch, bzw. das Schlafzimmer/Bett des Menschen.
Kurzum: auch wenn euch euer Welpe noch so niedlich mit seinen Kulleraugen anstarrt… wenn ihr ihn nicht für immer im Bett oder auf der Couch haben wollt, dann seid stark und übt euch im „Nein“. Selbiges gilt für Themen wie z.B. „Hund am Esstisch/ in der Küche, Welpe springt an einem hoch etc. …“. Dies sind im Grunde alles Themen, die ein einziges Mal beschlossen werden müssen.
Welche Regeln sind für euch wirklich wichtig?
Stellt euch selbst folgende Fragen: Mag ich es, wenn mein Hund an mir hochspringt? Auch wenn er später 30kg+ wiegt? Wie finden das womöglich Freunde oder Bekannte? Darf mein Hund ins Bett,- auch wenn er irgendwann mal 2/3 davon einnimmt? Nichts davon ist verwerflich, solange es einmal für alle Beteiligten fest beschlossen wurde. Daher legen wir euch hiermit ans Herz: Beschäftigt euch bereits mit diesen Fragen, bevor ihr zum ersten Mal damit konfrontiert seid, weil euer Welpe ganz selbstverständlich mit ins Bett hopst. Wir sprechen aus Erfahrung. 😉
Spielerisches Welpentraining
Passend zum Thema „Regeln“ lohnt es sich auch zeitnah nach dem Einzug ein paar Kommandos mit seinem Welpen zu üben. Dies kann z.B. das Warten auf den Futternapf sein, welches man mit einem Kommando belegen kann, aber auch erste Übungen wie Sitzen, ein paar Sekunden Bleiben oder eben das Heranrufen kann man gut üben, ohne den Welpen zu überfordern. Ganz wichtig: immer mit positiver Bestätigung arbeiten. Sei es durch Futter, Streicheln oder einem anschließendem Spiel. Ihr solltet in den ersten Wochen keinerlei Druck aufbauen, sondern vielmehr die vorhandenen Situationen nutzen und erwünschte Verhaltensweisen bestärken.
Erste Sozialkontakte
Auch erste Sozialkontakte stehen natürlich auf dem Plan. Dafür muss man nicht direkt in eine Hundeschule gehen oder jede Woche an einer Welpenspielstunde teilnehmen. Gerade am Anfang ist es sogar ratsam, wenige aber dafür ausgewählte Hundekontakte für seinen Welpen zu organisieren. Habt ihr also bereits Hundefreunde im Bekanntenkreis mit gut sozialisierten Hunden, dann trefft euch einzeln mit diesen im Laufe der Zeit. So könnt ihr den Hundekontakt in dieser Phase weitaus besser kontrollieren, als in einer großen Gruppe einer Hundeschule.
Nichts muss, alles kann…
Die ersten Wochen mit dem neuen Familienmitglied sind wahnsinnig spannend und nicht nur für den Welpen aufregend. So viele Dinge kann man vorab in Büchern lesen, sich zurechtlegen, doch letzten Endes wird ganz vieles einfach spontan so passieren, wie sie für den Moment und den jeweiligen Welpen passen. Und dafür muss der Welpe eben erstmal einziehen. Jeder Hund ist schließlich ein Individuum und nicht mit jedem kann man gleichermaßen in den Alltag „starten“. Am Ende zählt, dass man gut zusammen wächst in den ersten Wochen. Und all das, was man in der Zeit dann eben nicht geschafft hat, holt man später nach. Denn im besten Fall hat man dafür ja viele viele Jahre Zeit…
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